Tim Spohn brachte mir seinen Fender Super Reverb mit der Bitte diesen mal wieder richtig stabil zu bekommen. Die Volumepotis hatten Aussetzer und krachten, so dass der Amp beim Spielen nicht so recht Spaß machte und unzuverlässig wurde.
Nach meiner ersten Inaugenscheinnahme, fand ich einen total aufgeräumten und sauberen Verstärker der Transition-Ära von Fender vor. CBS hatte Fender bereits Anfang 1965 gekauft und nun befand sich das Unternehmen in einem Umbruch, der sich bei den Verstärkern darin manifestierte, dass die ehemals schwarzen Bedienpanels jetzt Silber (Silverface) hinterlegt waren mit blauer Schrift und das der Grill von einem Alurahmen umgeben war (Alu-Trim). Dazu wurde wohl die verbleibenden Komponenten der früheren Ära verwendet bis alle und zum Teil wurden auch bereits neue Schaltungen für die einzelnen Modelle verwendet, so wie in diesem Fall.
Auf dem Cabinet des Amps stand ganz deutlich die Bezeichnung AB763, was der klassische Blackface-Circuit ist. Drinnen war es dann aber genau ein AB568 mit den ganzen Tonkiller-Kondensatoren und einer abgeänderten Endstufe. Fender hatte das Ziel, die Amps stabiler zu machen und baute vermehrt Kondensatoren an die Gitter der Endstufen, um das so schöne und erstrebenswerte Hi-End weg zu filtern. Außerdem noch einige andere „komische Circuits“.
Die Hochvoltkondensatoren und auch alle anderen Elkos waren allesamt noch original und damit gut 50 Jahre alt und der Amp spielt noch. Wow, das muss heute erst mal jemand schaffen. Natürlich ist dies alles andere als ein Pluspunkt in Sachen Stabilität aber der Amp klingt noch. Ich werde sie auf jeden Fall herausnehmen und tauschen. Man kann sehr deutlich die schwarze Stelle sehen, wo ein Cap ausgelaufen ist und im mittleren Bild die Blase, die entstanden ist. Rechts kann man sehen, dass etwas ausgelaufen ist, wahrscheinlich Elektrolyt, was den Klumpen rechts unten gebildet hat.
Der Reverb klang sehr schwach und überhaupt nicht tief, so dass ich ihn kontrollierte und eine Hallspirale vorfand, die hier nun überhaupt nicht reingehörte. Diese muss auch ersetzt werden. Das Vibrato klang wunderbar tief und frisch, hier ist Gott sei Dank nichts zu tun.
Interessant war auch noch, dass die Hochvoltspannung viel zu hoch war, was sich aber direkt aus der Tatsache erklärte, dass die verwendete 5AR4 viel höhere Spannungen erzeugt, als die im Original vorgesehene 5U4. Diese tauschte ich und tadahh, passten die Spannungen auch wieder. Spannend, denn im Amp-Gehäuse ist definitiv vom AB763 Circuit mit zugehöriger 5AR4 die Rede, mmh!
Tim entschied sich, erst mal die Instandsetzung in Auftrag zu geben, um dann zu entscheiden, ob er auch eine Umrüstung auf den AB763 Blackface-Circuit möchte.
Der Amp klingt nun wieder absolut fabelhaft!